Panamarenko
Seit Anfang der 70er-Jahre versucht Panamarenko den Schwingmechanismus von Insektenflügeln auf leichte Luftfahrzeuge mit Pedalantrieb zu übertragen. Flatternde Flügel könnten sich Panamarenko zufolge als die effizienteste Form des Fliegens durch Menschenkraft erweisen. Doch obwohl der schlagende Flügel auf den ersten Blick einfach aussieht, ist er viel komplexer als der feste Flügel oder der Hubschrauber. Da bei Menschen ein natürlicher Mechanismus fehlt, müssen wir diesen Mangel laut Panamarenko durch eine selbstgemachte Konstruktion ausgleichen, die unsere stark ausgeprägten Beinmuskeln nutzt. Die verschiedenen Meganeudons und Umbillys gehen stets von demselben Grundgedanken aus: zwischen Antrieb und Flügeln befindet sich eine Feder, die das typische Schwingen von Insektenflügeln erzeugt. Da beide Flügel mit einer Feder verbunden sind, halten sie sich gegenseitig im Gleichgewicht und auf jeden Flügelschlag folgt automatisch ein federnder Rückschlag.
“Ich dachte, dass flatternde Flügel einen größeren Winkel haben und somit mehr Luft verdrängen könnten. Da die zwei Flügel mittels einer Feder miteinander verbunden sind, halten sie sich gegenseitig im Gleichgewicht. Die Flügel, die wie eine Membran aussehen, öffnen sich wie eine Feder. Die Luft, die hineinfällt, wird anschließend wieder durch den Rückschlag der Feder weggedrückt. Eine sehr effiziente Art und Weise des Fliegens, aber natürlich auch viel komplizierter…”. (Panamarenko)
Um die theoretische Möglichkeit eines Flugmechanismus nachzuweisen, der mit sehr weiten, flatternden Flügeln schwere Massen heben kann, beruft sich Panamarenko auf ein Ur-Insekt, das sogenannte „Meganeudon“. Es verfügte über eine enorme Flügelspannweite von 1,5 Metern. In den wissenschaftlichen Nachschlagewerken findet das „Meganeudon“ jedoch keine Erwähnung; das Meganeuron hingegen schon, welches im fossilen Zeitalter der Karbonzeit angesiedelt wird. Es handelt sich um einen 280 bis 230 Millionen Jahre alten Vorläufer unserer heutigen Libellen. Panamarenko: „Ich habe aus diesem „R“ ein „D“ gemacht, das hört sich mehr wie ein Dinosaurier an!“. Das Verfälschen von objektiven Elementen, um sie in einen neuen Zusammenhang zu integrieren, gehört zu den Merkmalen der Happenings und von Fluxus.
(Quelle: Morrens, P., Willemse, H., 2005, Copyright Panamarenko, Antwerpen: Ludion, S. 105 - 108)